Es ist ein gewöhnlicher Mittwochabend an einem ÖV-Hauptknotenpunkt in einer Metropole. Alle wollen schnellstmöglich nach Hause. Unter die zielgerichtet hetzenden Metropolenbewohner*innen mischen sich Menschen mit gleichwertigen Bedürfnissen, aber besonderen Herausforderungen: verwirrte Touris mit Koffern, Eltern mit Kinderwagen, ältere Nutzer*innen mit Mobilitätseinschränkungen oder Menschen im Rollstuhl.
Während die Masse an Pendelnden in die Treppen spült, wächst die Schlange vor dem einzigen Aufzug. Hier kommt es zum Stocken. Wer hier steht und einen Termin hat, wird wahrscheinlich bald das Telefon herausfingern und eilig die zu optimistische Ankunftszeit korrigieren.
Ein Blick auf das Smartphone versprach etwas wie:
»Einmal umsteigen, ca. 22 Minuten, kein Problem«. Doch wenn der Gebäudekern zum Nadelöhr wird, dann spricht die Realität eine andere Sprache. Für Pechvögel heißt es dann: »Anschluss verpasst, noch einmal über Los, doppelte Zeit!«
Die Realität der Fahrzeit ist für mobilitätseingeschränkte Personen eine andere als für Menschen ohne Einschränkungen. Und wenn der ÖV wirklich als ein Hochleistungssystem ausgebaut werden soll, muss hier viel passieren.
Aber bis dahin wäre ein erster Schritt eine ehrliche Angabe, worauf sich eine Person einlässt. Heutige Routenplaner bieten bereits Individualisierungsoptionen an. So können präferierte Modes genannt oder nur rollstuhlgerechte Verbindungen angezeigt werden.
Aber der tatsächliche Unterschied in der Zeit ist nicht explizit angegeben. Der direkte Vergleich fehlt, und damit auch das konkrete Bewusstsein über die eigene, einzuplanende »gestohlene« Zeit.
Hier möchten wir nachbessern. Mit zusätzlichen individualisierten Routenangaben je nach Einschränkung.
Wenn wir dabei sind, könnten wir auch bei den angegebenen Autofahrzeiten nachbessern und zur Qualitätsgerechtigkeit beitragen. Für das Auto werden die Zeiten in der Regel von Haustür zu Haustür angegeben – unabhängig davon, wo das Fahrzeug steht und wo es am Ziel geparkt wird. Die wenigsten Städter*innen parken vor der Haustür. Die Zeit für die Parkplatzsuche am Ziel wird nicht erwähnt.
Zugegeben, der Ehrliche Routenplaner verbessert viele Mühen der Reise nicht. Aber mehr Ehrlichkeit ist auf jeden Fall schon mal ein Anfang.