Fahrradinterieur

Gibt es ein Außen ohne Innen?

Welches Interieur besitzt ein Fahrrad?

Interieur bezeichnet in der Regel das Innere von etwas. Einen Schutzraum, privat, warm, komfortabel; unter Umständen sogar kuschelig. Im Inneren bietet es sich an, das Äußere außen vor zu lassen. Und auch: die Tür zuzumachen, Abstand zu nehmen. Einigeln oder alle viere von sich strecken. Im Sofa versinken und hinfläzen. 

Beim Kfz hat sich das zur eigenen Kunstform entwickelt. Eigene Designabteilungen beschäftigen sich damit, eine Welt im Inneren mit abgestimmten Materialien, Geräuschen und Düften zu schaffen. Die Außenwelt wird ausgeschlossen und existiert nur hinter Sicherheitsglas.

Aber was tun, wenn man kein Interieur hat, bei dem sanft über das Leder gestrichen und dabei das leise Grummeln des Motors genossen werden kann?

Beim Fahrrad fehlt der offensichtliche Schutzraum. Das Wetter wird viel direkter genossen. Die Luft wird nicht erwärmt oder gekühlt und meist auch nicht gefiltert. Das Äußere, die Farbe oder der Rahmen ist vielen sehr wichtig.

Aber: Ist es ein Exterieur, wenn es kein Inneres gibt? Die Person verschmilzt mit dem Rahmen und definiert die Silhouette im Einklang mit dem Fahrrad. Die Person und die Kleidung sind sozusagen das Exterieur und – damit natürlich auch – gleichzeitig das Interieur. 

Wenn wir uns in Bezug auf das Fahrrad vom herkömmlichen Interieurbegriff lösen und auf die dahinterliegenden Qualitäten schauen, entdecken wir das Private und Bequeme auch beim Radfahren. Anders als beim Auto bringt jede Person mit der Kleidung den eigenen Schutzraum selbst mit. Saisonal und für jeden Anlass anders gestaltete Kleidung. Mal frech, mal kuschelig, aber immer individuell. Die Haltung, der richtige Griff und der perfekt auf uns eingestellte Rahmen sind ebenso sehr persönliche Angelegenheiten und tragen zum Wohlfühlen bei. 

Doch richtig fassen lässt sich der Interieurbegriff in Bezug auf das Rad immer noch nicht. Hier gibt es noch viel zu tun. Auch wenn das Fahrrad auf eine lange Geschichte zurückblickt, benötigen wir weitere Forschung und neue Ausbildungskonzepte, die das Interieur des Rads erkunden. 

Unsere Vermutung: Eine neue Generation an Schaffenden kann konzeptionell wie auch technologisch neu definieren, was ein Fahrrad leisten kann – und wer oder was als Fahrradinterieur infrage kommt. Wir ahnen, dass die Suche nach dem Interieur des Fahrrads auch eine philosophische Spurensuche ist.

Technologisch naheliegend ist es, dass die Elektrifizierung des Rads sowie neue, hochperformante Kleidung Potenziale bieten, die vormals geschlossenen Räumen vorbehalten waren. Zum Beispiel: die Integration der perfekten Temperatur in das Fahrrad. Oder Sicherheit: Mit dem Fahrradairbag Hövding ist schon 2011 eine ähnliche Integration gelungen.

Vielleicht haben wir dann in naher Zukunft direkt ein Bild im Kopf, wenn wir irgendwo den Begriff Fahrradinterieur hören.


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